Hanau. #saytheirnames
Mitgefühl und Solidarität den Familien der Attentatsopfer zeigen
Mit Friedensgebeten in der Marienkirche Hanau und zahlreichen Gedenkaktionen riefen die Kirchen die Menschen auf, der Opfer der rassistischen Anschläge in Hanau vor einem Jahr zu gedenken; (Vlnr): Dekan Dr. Martin Lückhoff (Kirchenkreis Hanau, EKKW), die kommissarische Dekanin Sonja Mattes (Dekanat Dreieich-Rodgau, EKHN) und Bischöfin Dr. Beate Hofmann (EKKW) vor Bannern der Aktion Offen für Vielfalt vor der Marienkirche in Hanau
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#saytheirnames: Die Getöten sollen in Erinnerung bleiben, dass rassistisch motivierte Attentat hat unvorstellbares Leid über ihre Familien gebracht
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#meinlichtfuerhanau: Auf Facebook riefen der Kirchenkreis Hanau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck auf, Kerzenbilder zu teilen. Für jedes Teilen wurde in der Marienkirche eine Kerze entzündet
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In der Hanauer Marienkirche entzündet Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, eine Kerze, um der Opfer von Hanau zu gedenken.
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#meinlichtfuerhanau: Auf der facebook-Seite des Kirchenkreises Hanau kann ein Kerzenbild geteilt werden, für die geteilten Bilder wird eine Kerze in der Marienkirche angezündet
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„Jedes Zeichen ist wichtig, um den Familien der Getöteten unsere Zuwendung, unser Mitgefühl und unsere Solidarität zu zeigen“, sagt Pfarrerin Sonja Mattes, die kommissarische Dekanin des evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau
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Bei Friedensgebeten in der Hanauer Marienkirche wird der Opfer des Attentats gedacht
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Bischöfin Dr. Beate Hofmann und Pröpstin Sabine Kropf-Brandau beim Entzünden einer Gedenkkerze am Gedenkort am Heumarkt vor dem ersten Tatort
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Der Eindruck der kommissarischen Dekanin Sonja Mattes spiegelt sich auch um Stadtbild von Hanau: „Die Menschen kämpfen sehr darum auf gute Art zu sagen: Eigentlich wollen wir als Hanauer etwas ganz Anderes, wir wollen eine Kultur der Vielfalt.“
„Ich denke an die Familien der Attentatsopfer von Hanau. Einen Angehörigen zu verlieren, ist schlimm. Aber wenn ein Familienmitglied plötzlich gewaltsam aus dem Leben gerissen wird, ist das besonders grausam“, sagt die kommissarische Dekanin Sonja Mattes vom Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau. Am Freitag, 19. Februar 2021, nimmt sie an den Friedensgebeten in der Hanauer Marienkirche teil, um der Opfer des Attentats vor einem Jahr zu gedenken. Damals wurden neun Menschen aus Einwandererfamilien getötet, außerdem hatte der Attentäter seine Mutter sowie sich selbst erschossen.
#saytheirnames: Sedat Gürbüz aus Dietzenbach
Mehrere Gedenkveranstaltungen in Hanau sind geplant, die auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck stattfinden. Die kurhessen-waldecksche Bischöfin Beate Hofmann eröffnet die Friedensgebete und machte deutlich: „Was in Hanau passiert ist, geht uns alle an.“ Die anwesende kommissarische Dekanin Mattes aus der EKHN ist betroffen: „Bei dem Attentat wurde auch ein Mann aus Dietzenbach getötet – hier ist unser Dekanatssitz. Sedat Gürbüz war gerade mal 30 Jahre alt. Damals haben Pfarrkollegen und ich auf dem Dietzenbacher Rathausplatz eine Gedenkveranstaltung für ihn mitbegleitet.“
Worte aus dem Friedensgebet in der Hanauer Marienkirche:
Zusammenhalten wollen wir
und aufstehen für ein friedliches Miteinander
in unseren Städten und Dörfern.
Hören wollen wir, Gott,
auf dein schönstes Wort: Frieden – Schalom – Salam.
Lass und zusammenstehen
als Glaubende aller Konfessionen und Religionen.
Amen
Quelle: EKKW
Mitgefühl und Solidarität zeigen
Die kommissarische Dekanin sorgt sich um die Angehörigen der Opfer. Nach einem solchen Gewaltakt könne eigenes Lebensvertrauen zerstört werden. In einer Video-Botschaft griff auch Heinrich Bedford-Strohm, der EKD-Ratsvorsitzende, die Situation der betroffenen Familienmitglieder auf: "Die Angehörigen der Opfer aber leiden bis heute." Deshalb ermutigt Pfarrerin Mattes: „Jedes Zeichen ist wichtig, um den betroffenen Menschen unsere Zuwendung, unser Mitgefühl und Solidarität zu zeigen.“ Laut einem epd-Bericht betonte der EKD-Ratsvorsitzende ebenfalls: "Trauern um kostbare Menschen, die der Gewalt zum Opfer gefallen sind. Und Mitfühlen mit dem Schmerz der Angehörigen, die ihre Lieben so sehr vermissen."
Für friedliches und tolerantes Miteinander weltweit eintreten
Bereits zuvor hatte Dr. Volker Jung, der Kirchenpräsident der EKHN, vor den Ursachen des Gewaltaktes gewarnt: „Rassismus vergiftet Gesellschaften. In Hanau und überall auf der Welt“. Der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm rief deshalb dazu auf, dass sich jeder selbst in Bezug auf offenen oder versteckten Rassismus hin prüfen solle. Schließlich hatte Kirchenpräsident Jung auch auf die friedensstiftende Botschaft der Bibel verwiesen: „Gottes Geist will Menschen über alle Grenzen hinweg zu einer weltweiten Gemeinschaft miteinander verbinden." Auch Pfarrerin Sonja Mattes unterstreicht die Bedeutung der christlichen Botschaft, die dazu aufrufe, friedlich und tolerant miteinander zu leben. Deshalb fordert die evangelische Pfarrerin Mattes dazu auf, „gemeinsam die Welt in Ordnung zu halten. Dafür brauchen wir einander.“
Song – „Von nahem sieht man ein Zuhause vieler Nationen“
Sonja Mattes hat während des vergangen Jahres allerdings auch eine zuversichtliche Entwicklung bemerkt: „Das Attentat hat die Stadt verändert. Viele Hanauerinnen und Hanauer machen deutlich, dass sie sich von dem rechtsterroristischen Anschlag nicht klein kriegen lassen. Sie leben ihre Solidarität noch bewusster. Denn hier leben viele Menschen unterschiedlicher Religionen, Bürgerinnen und Bürger, die einen Migrationshintergrund haben.“ Der Song „Zusammen“ von Mirjam Wolf, den Jens Helmig getextet hat, zeige das Lebensgefühl der Hanauer besonders gut. Darin heißt es über die Stadt: „Von oben gesehen ist es nur ein Fleck auf Erden. … Von nahem sieht man ein Zuhause vieler Nationen.“
Hanauerinnen und Hanauer halten das Gedenken präsent
Die evangelische Theologin Sonja Mattes fühlt sich eng mit Hanau verbunden: „In Hanau habe ich mein Vikariat gemacht, bis vor zwölf Jahren habe ich dort gelebt. Zudem gehören zu unserem Dekanat zwei Hanauer Stadtteile: Hanau-Steinheim und Klein-Auheim.“ Wenn sie bei ihren Besuchen auf dem Hanauer Markplatz die Kerzen und Blumen sieht, ist sie tief berührt: „Die Menschen kämpfen sehr darum auf gute Art zu sagen: Eigentlich wollen wir als Hanauer etwas ganz Anderes, wir wollen eine Kultur der Vielfalt.“ Sie schätzt es, dass das Gedenken in Hanau so präsent ist: „Die Corona-Pandemie hat das Gedenken erschwert. Umso wichtiger ist der Gedenktag 2021, zu dem auch der Bundespräsident kommt.“