Kirchspiel in Worten
Die Evangelische Kirchengemeinde Kirchbrombach gehört zum Dekanat Odenwald und liegt zwischen Brensbach und Reichelsheim im Westen (kirchenpolitisch beides Dekanat Vorderer Odenwald) und Höchst und Michelstadt im Osten.
Das Kirchspiel umfasst acht Ortsteile und drei Weiler, die sich über drei Kommunen verteilen:
Mit knapp über 70 % der Gemeindeglieder gehören die Ortsteile Kirchbrombach (mit Balsbach) und Langenbrombach sowie die Höhendörfer Birkert, Böllstein und Hembach in der Mitte und im Süden des Kirchspiels zur Gemeinde Brombachtal.
Die nördlichen Ortsteile Nieder-Kinzig (mit Pfälzer Höfe) und Ober-Kinzig (daran angegliedert Gumpersberg) gehören zur Stadt Bad König. Im Westen des Gemeindegebietes liegt der Weiler Wünschbach mit nur wenigen Häusern, er gehört trotz Straßenanbindung nach Brombachtal zu Reichelsheim, Ortsteil Ober-Kainsbach.
Die Historie
Für eine Kirchengemeinde ist das Pfarrspiel ungewöhnlich groß. Dabei war es einst noch größer: Erst 1921 wurden die Gemeinden Wallbach, Kilsbach, Affhöllerbach und Stierbach „vorbehaltlich der Zustimmung des Landeskirchentags … durch das Erweiterte Oberkonsistorium“ vom Kirchspiel abgetrennt und dem Kirchspiel Brensbach zugeteilt, gleichzeitig kam die Fürstenauer Seite Langenbrombachs zum Kirchspiel.
Schon im Mittelalter war das Kirchspiel nicht unbedeutend, vor allem der Namensgebende Kern-Ort Kirchbrombach war nicht nur Pfarrersitz, sondern auch Cent-Ort. Zum Kirchspiel gehörten damals auch Ober- und Unter-Gersprenz, Ober-Kainsbach und Schnellerts.
Zwischenzeitlich gehörte auch Etzen-Gesäß zum Kirchspiel Kirchbrombach. Das Kirchspiel selbst ist seit 1387 Pfarr- und Kirchspiel, gehörte einst zum Albansstift in Mainz (katholisch heute noch Bistum Mainz) und bleibt dieser Stadt und ihrem Heiligen durch die Darstellungen auf dem Altar verbunden.
Lange Wege über Berg und Tal
„Gehet hin in alle Welt!“ (Markus 16, 15) – wie oft mag diese Aufforderung Jesu den Pfarrern in den Sinn gekommen sein, als sie sich auf den Weg zu Haustaufen, Krankenbesuchen und Aussegnungen machten. Der Küster dabei, mit seinem Rucksack und dem Taufbecken umgebunden, es ging zu Fuß durch die Wälder im Brombach- und Kinzigtal und darüber hinaus. Da wollten die Wege gut überlegt sein, zumal ohne vorherige telefonische Absprache.
Umgekehrt war auch das „gemeine Volk“ unterwegs: Der Sonntägliche Kirchgang war für mindestens ein Mitglied aus jeder Familie Pflicht. Grund war sicher nicht nur das Seelenheil, sondern vor allem auch der Informationsaustausch, denn am Sonntag kam der Ort zusammen. Noch heute bietet der sich an den Gottesdienst anschließende Kirchenkaffee Zeit zum Austausch und zur gegenseitigen Frage des Wohlergehens.
Auch unter der Woche galt es, lange Wege zurückzulegen. Die Jugendlichen mussten erst zum Konfirmandenunterricht und später zur Christenlehre. Der Friedhof lag zentral, die Trauerzüge waren entsprechend beschwerlich. Die Abhängigkeit vom Wetter war enorm, Schnee und Eis ebenso gefürchtet wie lang anhaltender Regen, der den Boden aufweichte.
Wie gut, wenn der Kirchturm endlich in Sicht kam und der Weg nicht mehr weit war! Zurück gab es dann oft genügend, über das es sich zu sprechen lohnte, und seien es die Begegnungen beim anschließenden Essen nach dem Gottesdienst.
"Die Kirche im Dorf lassen"
Das Sprichwort, die „Kirche im Dorf zu lassen“ hat dabei eine mehrfache Deutung. Zum Einen sollte manches Erlebte dort bleiben und nicht bis in die Heimatdörfer getragen werden. Was vertraulich besprochen wurde sollte dort bleiben, wo es herkam, nämlich in der Kirche. Und über die Tränen der Büßer lästert man nicht.
Zum Anderen wurde manche Anekdote durch Ausschmückungen entlang des Weges zu Skandälchen und Skandalen, da waren die Menschen damals nicht anders als heute. Ging es etwa darum, etwas umzubauen oder zu verändern, wurde daraus verballhornt, die ganze Kirche solle versetzt werden.
Es gibt aber noch eine dritte Deutung: Prozessionen zogen üblicherweise durch das je eigene Kirchspiel, die „Kirche war unterwegs“. Auch bei der Kirchweih gab es Umzüge, und nicht jede(r) blieb brav unter der Kontrolle der Gefährten, manch eine Gruppe oder gar ein Pärchen (!) ging eigene Wege. Da hieß dann der sittliche Rat, die „Kirche“ möge doch bitte im Ort bleiben. Sehen und gesehen werden, am besten in der Kirche oder zumindest rund um den Kirchturm.