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Theologin und Vordenkerin

Feministische Theologin und Beraterin: Trauer um Eva Renate Schmidt

Eva Renate Schmidt, Pionierin der kirchlichen Beratungsarbeit

Eva Renate Schmidt, Pionierin der kirchlichen Beratungsarbeit

Hessen Nassau trauert um Eva Renate Schmidt: Sie galt als Begründerin der modernen Beratungsarbeit in der Kirche und profilierte feministische Theologin. Zudem war sie stellvertretende Präses der Synode und langjähriges Mitglied der Kirchenleitung.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) trauert um die Begründerin der modernen Beratungsarbeit in der Kirche und frühere stellvertretende Präses der Kirchensynode, Eva Renate Schmidt. Die in Karlsruhe geborene evangelische Theologin starb am 13. Januar 2022 im Alter von 92 Jahren. Sie lebte zuletzt im italienischen Valdora (Piemont).

Stellvertretende Präses und Mitglied der Kirchenleitung

Schmidt führte zu Beginn der 1970er Jahre als eine der Ersten wissenschaftliche Methoden in die Seelsorge und in die Beratungsarbeit der evangelischen Kirche ein. Von 1973 bis zu ihrem Ruhestand 1992 war sie Studienleiterin der Gemeindeberatung der EKHN mit Sitz in Frankfurt. Schmidt galt als Impulsgeberin für die inzwischen rund 50 evangelischen und katholischen Einrichtungen in Deutschland, die Gemeinden in Fragen ihrer Organisation unterstützen, Fortbildungen in Seelsorge anbieten oder auch einzelne Beschäftigte in der Kirche bei ihrer Arbeit beraten. Die Theologin und Organisationsberaterin war außerdem von 1986 bis 1992 stellvertretende Präses der Siebten Kirchensynode der EKHN. Sie war zudem Mitglied der Kirchenleitung der EKHN von 1986 bis 1988 und von 1990 bis 1992. Die Pfarrerin galt darüber hinaus als profilierte Vertreterin der feministischen Theologie. So gab sie unter anderem die Bibel in gerechter Sprache mit heraus, die moderne Erkenntnisse aus der feministischen Theologie und dem jüdisch-christlichen Dialog mit einbezieht.

Vieles auf den Weg gebracht, das bis heute prägt

Der Präses der Kirchensynode der EKHN, Ulrich Oelschläger, würdigte Schmidts besonderes Engagement für die Kirchensynode: „Als stellvertretende Präses  hat sie die wichtige Aspekte der feministischen Theologie immer wieder engagiert und überzeugend in die Diskussion eingebracht. Ihr ist die Gründung des Vereins zur Förderung der feministischen Theologie in der EKHN zu verdanken. So wirken ihre theologischen Impulse bis heute fort.“ Die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ulrike Scherf, bezeichnete Schmidt als „Pionierin der Gemeindeberatung in Deutschland“. Sie habe „vieles angestoßen und mit auf den Weg gebracht, was unsere Kirche bis heute prägt“. Herausragend sei darüber hinaus ihr Engagement für die feministische Theologie. Als Beispiele nannte Scherf die Mitherausgeberschaft von Schmidt bei der „Bibel in gerechter Sprache“. 

Zur Person Eva Renate Schmidt

Eva Renate Schmidt wurde 1929 in Karlsruhe geboren. Von 1949 bis 1954 studierte sie in Heidelberg, Basel und Berlin evangelische Theologie sowie später Soziologie im englischen Rugby. Nach dem Vikariat in der badischen Landeskirche und Studienaufenthalten in den USA wurde sie 1959 Leiterin der Sozialabteilung im Burckhardthaus in Gelnhausen und ab 1964 dessen Direktorin. 1973 wechselte sie zur hessen-nassauischen Kirche und baute die Gemeindeberatung in Frankfurt zunächst als Modellprojekt auf. Von 1964 bis 1971 war sie auch Direktorin des Burckhardthauses in Gelnhausen, dem zentralen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Fragen der Jugend-, Kultur- und Sozialarbeit. Für ihre Verdienste erhielt sie 1992 die Ehrendoktorwürde der Universität Bern. Sie blieb bis zu ihrem Ruhestand 1992 Studienleiterin der Einrichtung in Frankfurt. Die ehemalige hessen-nassauische Gemeindeberatung ist heute im Institut für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision (IPOS) mit Sitz in Friedberg aufgegangen.  Schmidt lebte zuletzt in Valdora, Italien.


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